Die Toten


In Haslach sind 223 Häftlinge den grausamen Lagerbedingungen und der unmenschlichen Behandlung zum Opfer gefallen. Sie wurden außerhalb des Friedhofs anonym in Massengräbern verscharrt. Zusätzlich ist ungefähr die gleiche Zahl unmittelbar vor Kriegsende nach ihrem Weitertransport in andere Lager verstorben oder die Häftlinge sind in den ersten Wochen und Monaten nach ihrer Befreiung den Folgen der Haftbedingungen erlegen.

 

Die in Haslach verstorbenen Häftlinge wurden erst

17 Monate nach Ende des Krieges aus ihren anonymen Massengräbern exhumiert und im September 1946 auf dem Haslacher Friedhof in einem gesonderten Alliiertenfeld in 210 Einzelgräbern bestattet.

 

In den folgenden Jahren wurden die Toten noch einmal exhumiert mit dem Ziel der Identifizierung, was nur teilweise gelang. 

 


Heute ruhen noch die sterblichen Überreste von 75 Haslacher KZ-Häftlingen in einem Ehrengrab auf dem Haslacher Friedhof.



Identifizierung und letzte Ruhestätten

Metallplatte
Original der Metallplatte mit Gravur Colin Georges, 30.10.1944

Die ersten Toten wurden innerhalb des Friedhofs in einem abgetrennten Areal begraben. Als deren Zahl zunahm, sollten die Toten auf Anordnung der NS-Verwaltung in das nächste Krematorium nach Freiburg verbracht oder außerhalb des Friedhofs begraben werden. 

Deshalb legte man vor der Friedhofsmauer eine größere Grube an, in die die Toten des Lagers "Sportplatz" jeweils am frühen Morgen von ihren Mithäftlingen geworfen wurden. In der wahnwitzigen Annahme, die Herkunft der Toten verschleiern zu können, mussten diese entkleidet werden. Den Häftlingen des Bestattungskommandos gelang es aber in einigen Fällen mit Hilfe von Metallplatten oder Glasstücken die spätere Identifizierung zu ermöglichen.

Bis zur Auflösung des des Lagers "Sportplatz" im Februar 1945 waren so 135 Verstorbene in neun Gruben verscharrt.

 

Anfang Dezember 1944 begann auch in den beiden Sicherungslagern "Kinzigdamm" und "Vulkan" das Sterben. Die ersten vier Toten wurden in das Krematorium nach Freiburg gebracht. Um Benzin zu sparen, befahl die Lagerleitung in der Folgezeit die Toten direkt in Haslach ebenfalls außerhalb der Friedhofsmauer zu begraben.


Nach Kriegsende und Befreiung

Der Häftling Georges Torri vom Bestattungskommando hatte von Beginn an unbemerkt einen Plan erstellt, in den er sehr exakt die Lage der Toten mit den größtenteils bekannten Namen eingetragen hatte. Diese Aufzeichnungen ermöglichten schon kurz nach Kriegsende die Bestattungsorte der 88 Toten vom Lager "Vulkan" und "Kinzigdamm" mit Kreuzen und Namensschildern zu versehen und sie notdürftig zu einem Grabfeld umzugestalten.

Einige der Toten wurden bereits 1945 von ihren Angehörigen exhumiert und in ihre Heimat überführt.


Im September 1946 wurden unter der Leitung der französischen Militärverwaltung alle Toten der drei Lager exhumiert.

Diese Arbeiten mussten von ehemaligen NSDAP-Mitgliedern durchgeführt werden. Freiwillige Einwohner unterstützten sie gegen Entgelt.

Die Toten wurden in Särgen in der Stadthalle aufgebahrt, die mit Blumen geschmückt waren.

Am 17.9.1946 fand vor der Stadthalle eine feierliche Gedenkveranstaltung statt, an der der französische Gouverneur Pène, Vertreter der französischen Militärbehörden, Angehörige der Toten und die Haslacher Bevölkerung teilnahmen.

Ein unendlich langer Zug von Trägern brachte die Särge zum neu geschaffenen Alliiertenfriedhof neben der Friedhofskapelle an der Steinacher Straße.
210 Einzelgräber nahmen die Opfer der Haslacher Lager auf. Kreuze trugen die Namen der Toten.
Auf den meisten stand "Inconnu" – unbekannt.


In den Folgejahren wurden die bereits Identifizierten in ihre Heimat überführt.

1953 wurden alle Gräber geöffnet und die sterblichen Überreste nach Bad Ems gebracht.
Dort gelang es unter französischer Verwaltung weitere Tote zu identifizieren. Diese wurden auf ihren Heimatfriedhöfen oder in der Necropole beim Lager Natzweiler-Struthof bestattet. 

 

Die übrigen nicht identifizierbaren Leichname kamen wieder zurück nach Haslach und fanden ihre letzte Ruhestätte in einem neuen Ehrengrab auf dem Haslacher Friedhof. Noch heute liegen dort 75 Opfer der Haslacher Lager, von denen manche Namen bekannt sind, diese konnten aber nicht den sterblichen Überresten zugeordnet werden.

Ehrengrab auf dem Haslacher Friedhof
Ehrengrab auf dem Haslacher Friedhof