Das Lager "Kinzigdamm"


Am 10. Dezember 1944 kamen weitere 300 Häftlinge nach Haslach. Sie wurden in zwei Baracken eingepfercht, die sich zwischen der Straße nach Fischerbach und der Kinzig befanden. Dieses

Lager erhielt den Namen "Kinzigdamm".

Sein Name wurde seit dem Rastatter Prozess 1947 bis zum Jahre 1997 in vielen Publikationen fälschlicherweise für das Lager "Sportplatz" benutzt. Das richtige Lager "Kinzigdamm" wurde während vieler Jahrzehnte ignoriert.

Bau der Baracken am Kinzigdamm
Bau der Baracken am Kinzigdamm

Foto: Als diese holländischen Zivilarbeiter im Herbst 1944 zwei Baracken am Kinzigdamm beim „Gasthaus Arche“ errichteten, ahnten sie nicht, welche unmenschlichen Zustände hier bald herrschen sollten.


Am 10. Dezember 1944 kam in Haslach ein weiterer Gefangenentransport nach tagelanger Zugfahrt an.

Bei den Häftlingen im Lager "Kinzigdamm" handelte sich vor allem um Franzosen, insbesondere Elsässer, aber auch einige andere Nationen waren vertreten, z.B. Holländer und Russen. Sie waren wegen sogenannter "deutschfeindlicher Umtriebe" im Elsass verhaftet worden. Viele saßen im Gefängnis in Straßburg ein. Nach dessen Evakuierung am 22. November 1944 kamen sie über das Lager Niederbühl zusammen mit Häftlingen aus Gaggenau in Haslach an.

Zunächst wusste niemand, wo man sie unterbringen sollte. So mussten die ausgehungerten Männer hinauf zum Vulkan marschieren. Dort weigerte sich das Wachpersonal, weitere Häftlinge in dem überfüllten Lager "Vulkan" aufzunehmen. 

Schließlich wurden die Häftlinge hinunter in die Stadt zurückgetrieben und stundenlang in der Rathaushalle zusammengepfercht.
Aufgrund der extremen Kälte und des massiven Drucks aus der Bevölkerung führte man einen Teil der Gefangenen noch in der Nacht in die Baracken am Kinzigdamm. Die anderen wurden in das Untergeschoss der Firma Bob am Gewerbekanal gebracht. Von dort wurden sie in den folgenden Wochen gruppenweise ebenfalls in das Lager "Kinzigdamm" oder hinauf in die Stollen am Vulkan verlegt.


Am Kinzigdamm
Am Kinzigdamm

Der Holländer Henk Saakes, ehemaliger Häftling im Lager "Kinzigdamm", am Ort des damaligen Lagers (1998).

Gewerbegebäude
Gewerbegebäude

Dieses Gebäude beherbergte 1944/45 die Firma Bob. Im Untergeschoss waren wochenlang Häftlinge untergebracht. (Aufnahme 2001 – der Vorbau ist neu errichtet.)



Obwohl das Lager "Kinzigdamm" das kleinste der Haslacher Lager war, herrschten  auch hier unmenschliche hygienische Zustände und eine miserable Versorgung. Manchmal konnte man auf dem Damm Häftlinge mit blankem Oberkörper sehen, die als Strafmaßnahmen bei eisiger Kälte rinnende Wassergefäße über sich halten mussten, sodass sie allmählich total durchnässt waren. Auch Todesfälle durch Misshandlungen waren zu verzeichnen.
 

Einzelne Häftlinge mussten in verschiedenen Fabriken oder Handwerksbetrieben arbeiten, was sich wegen der besseren Behandlung und der ausreichenden Verpflegung sehr günstig auswirkte. Die Mehrzahl jedoch war täglich oben am Vulkan der gleichen Behandlung ausgesetzt wie ihre Leidensgenossen aus den anderen Haslacher Lagern.

Am 1. März 1945 wurde ein großer Teil der Häftlinge zum Arbeitseinsatz in ein Lager nach Sulz überführt. Auch von dort setzte sich der Leidensweg in andere Lager fort. Für viele endete er mit dem Tod.

 

Die in Haslach verbliebenen Häftlinge des Lagers "Kinzigdamm" wurden im März 1945 zusammen mit den übrigen Gefangenen des Lagers "Vulkan" im Lager "Sportplatz" inhaftiert. Sie wurden am 9. April 1945 freigelassen und wurden in Haslacher Betrieben oder Bauernhöfen der Umgebung untergebracht.