Das Lager "Sportplatz"


Das Lager "Sportplatz" (September 1944 – Februar 1945) war ein Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof im Elsass. Insgesamt waren in diesem Lager 660 Häftlinge untergebracht.

Sie mussten täglich mitten durch die Stadt fünf Kilometer zu den Bergwerksstollen marschieren und dort unter unmenschlichen Bedingungen und ständigen Misshandlungen Schwerstarbeit leisten.

Lager am Haslacher Sportplatz, Aufnahme 1950
Lager am Haslacher Sportplatz, Aufnahme 1950

Das Lager am Haslacher Sportplatz war ein Konzentrationslager, das von der SS als "Arbeitslager Barbe" geführt wurde. Der geläufige Name war Lager Sportplatz. Von Kriegsende bis 1997 wurde es auch in sämtlichen Publikationen fälschlicherweise als Lager Kinzigdamm bezeichnet, was bis heute zu Missdeutungen führt, da es in Haslach tatsächlich ein anderes Lager mit diesem Namen gab.

 


Am 16. September 1944 kamen die ersten 399 Häftlinge aus Natzweiler-Struthof  in Haslach an. Sie waren seit Anfang September über Dachau und dessen Außenlager Allach nach Haslach transportiert worden, wo sie beim Sportplatz in einer Wehrmachtsbaracke untergebracht wurden.

 

Es handelte sich vor allem um Häftlinge nach dem sogenannten "Nacht und Nebel"-Erlass. Allein in diesem Lager waren 13 Nationen vertreten, zwei Drittel der Männer stammten aus Frankreich.

 

Die Häftlinge waren laut Lagerleiter Hochhaus "in guter Verfassung" obwohl im gleichen Schriftstück das fehlende Schuhwerk, die unzureichende Kleidung und der schlechte Gesundheitszustand bemängelt wird. So war es kein Wunder, dass bereits nach wenigen Tagen das Sterben begann.

 

Die Männer mussten täglich unter dem permanenten Geschimpfe und den Schlägen der Wachleute den 5 km langen Weg hoch zu den Stollen im Vulkan marschieren. Dort wurden unter Anleitung der Organisation Todt Straßen gebaut, Leitungen verlegt, Steine gebrochen und die Stollenböden betoniert.

Irgendwann am Nachmittag kam mit der Seilbahn die erkaltete Suppe aus der Stadt.

Die schlechte Ernährung und die äußerst schwere Arbeit führten dazu, dass beim täglichen Rückmarsch am Abend viele gehunfähige, verwundete oder kranke Häftlinge von ihren ausgemergelten Kameraden mitgeschleift werden mussten.
Auch die Toten mussten für den abendlichen Zählappell mitgetragen werden.

Häufige Misshandlungen, ausbrechende Seuchen mit vielen Todesfällen und der einsetzende Winter schwächten die Arbeitskraft der kaum noch arbeitsfähigen Männer. Deshalb wurde Anfang Dezember 1944 das Lager mit 250 KZ-Häftlingen aus Flossenbürg verstärkt.

Auch sie waren bald durch die miserablen hygienischen Bedingungen, unzureichende Ernährung und das Fehlen notwendiger Medikamente vollkommen geschwächt.

Dies blieb der Haslacher Bevölkerung beim täglichen Marsch der Häftlinge mitten durch die Stadt nicht verborgen. Oft lagen deshalb am Straßenrand Äpfel, Kartoffeln oder ein Stück Brot. Die Wachmänner reagierten darauf unberechenbar. Manchmal wurden die Häftlinge geschlagen oder angeschossen. Es gab sogar Todesfälle.

Diese Unterstützung der Bevölkerung konnte den Häftlingen kaum das Überleben sichern. Es war aber eine moralische Unterstützung, die viele von ihnen dankbar aufnahmen. Noch heute wird diese Hilfe immer wieder hervorgehoben.

Pierre Prud’homme schreibt: „Vielen Dank an Haslach, wo ich die schlimmsten Augenblicke erlebt habe, aber dank gewisser Einwohner dieser kleinen Stadt und einiger Äpfel oder Brotstücke habe ich überlebt. Ich möchte mich dafür zutiefst bedanken.

Um die Weihnachtszeit 1944 wurde das Lager "Sportplatz" von Erwin Dold übernommen. Er versuchte die Lagerbedingungen zu verbessern und organisierte die Verpflegung mit Hilfe ortsansässiger Bäckereien und Metzgereien.

Allerdings war bei der Übernahme des Lagers durch Erwin Dold der Gesundheitszustand der Häftlinge bereits extrem schlecht.

Am 15. Februar 1945 wurden ungefähr 260 noch einigermaßen arbeitsfähige Häftlinge in das KZ-Lager Dautmergen bei Schömberg überführt. Am gleichen Tag hat man die letzten 256 todkranken und zu Skeletten abgemagerten Häftlinge des Lagers Sportplatz in das zynischerweise Erholungslager genannte KZ Vaihingen/Enz überstellt. Dort starb eine große Anzahl von ihnen an den Entbehrungen und Krankheiten, denen sie seit langer Zeit ausgesetzt waren.

 

Das Lager "Sportplatz"  war nun kurzfristig leer. Doch noch einmal sollte es Häftlinge aus den inzwischen eingerichteten anderen Haslacher Lagern aufnehmen (siehe Lager "Kinzigdamm" und Lager "Vulkan").